Das Baunscheidtverfahren - eine Hautreizmethode
Die Entstehungsgeschichte:
Der Erfinder Karl Baunscheidt war Kaufmann, Naturwissenschaftler und Mechaniker. Zudem entwarf er Instrumente fuer Aerzte. Im Sommer 1848 arbeitete der ehemalige Lehrer in seiner Werkstatt an einer Neuerfindung. Wegen seinen rheumatischen Schmerzen in der Hand fiel ihm die Feile zu Boden. Daraufhin ging er in den Garten und legte seine schmerzende Hand auf den Tisch. Die schwüle Sommerluft schien ohne Bewegung; nur unzählige Mücken schwärmten umher. Einige setzten sich auf Baunscheidts Hand und zerstachen sie. Da realisierte er, dass mit seiner kranken Hand eine Veränderung vor sich ging: Durch die Mückenstiche war der Schmerz wie weggeflogen. Karl Baunscheidt folgerte daraus, dass durch die kleinen Stiche in der Haut Öffnungen entstanden waren, die anscheinend gross genug waren, um die feine, flüchtige und krankmachende Substanz unter der Haut entweichen zu lassen. Zugleich waren die Öffnungen aber klein genug, um das Blut nicht austreten zu lassen. Die Stiche verursachten einen Reiz, denn kurze Zeit nach dem Einstich zog sich die Haut zusammen und es bildeten sich Knötchen, die das Aussehen einer Gänsehaut hatten.
Für Baunscheidt begann eine intensive Arbeitsphase. Unermüdlich arbeitete er an der Entwicklung eines Apparates, mit dem die Mückenstiche imitiert werden konnten. Der Name stand für Baunscheidt bereits fest: Dermatobiotikon. Das ist eine griechische Bezeichnung, die in der Übersetzung „Hautbeleber“ bedeutet und heute als „Lebenswecker“ bekannt ist. Nach einigen Tagen war der erste Prototyp des Lebensweckers fertig. Baunscheidt war aber überzeugt, dass es die Stiche allein nicht sein konnten. Er glaubte, dass die Mücken wohl ein Reizsekret abgeben, welches die Schwellung hervorrief. Woraufhin er ein Öl erfand, das Baunscheidtöl. Mit dem Prototyp und dem Reizöl sprach er in Bonn an der Medizinischen Fakultät vor. Der Medizinalrat Dr. Rudolf Wurzer war dann der Wegbereiter für die Bekanntmachung des Lebensweckers. Denn er selber wurde seit Jahren von rheumatischen Beschwerden geplagt, die sich erst durch die Behandlung mit dem Lebenswecker linderten.
Technik:
Die zu behandelnde Hautpartie wird desinfiziert. Anschliessend wird mit dem Baunscheidtgerät bis in die Lederhaut gestichelt (1-2 mm). Es ist möglich, dass dabei Kapillaren verletzt werden, durch die kleinste Blutstropfen austreten. Nach der Nadelung erfolgt das Auftragen des Baunscheidtöls mittels Wattestäbchen. Es bilden sich Quaddeln und eine Hautrötung.
Die behandelte Stelle kann jucken. Meist dauert dieser Zustand aber nicht länger als ca. 20 Minuten. Wird dieser Juckreiz aber als allzu stark empfunden, kann die betroffene Stelle mit lauwarmem Wasser abgetupft werden.
Anwendungsgebiet und seine Wirkungen:
Das Baunscheidtverfahren ist nie schädlich, kann immer wiederholt werden und ist auch in scheinbar aussichtslosen Fällen ein Versuch wert.
Die Baunscheidtmethode lädt ein:
- die Abwehrkräfte zu mobilisieren (über den Säftestrom)
- heilende Reflexe auszulösen (als Reizkörper- und Umstimmungstherapie)
- überreiztes vegetatives Nervensystem zu beruhigen
- Das Baunscheidtieren hat eine grosse Wirkung auf den Lymphstrom und das Immunsystem.
Indikationen sind:
- Prophylaxe und Stärkung des Immunsystems
- Sämtliche Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
- Infektionen
- Nervenleiden
- Narbenentstörungen